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Das Archiv des Kirchspiels Kohren-Sahlis

Nicht nur Gemeinden und Landkreise werden zusammen gelegt, sondern auch Parochien und Kirchgemeinden. Für die Familienforscher, Heimathistoriker, Ortschronisten und Genealogen ist es daher wichtig zu wissen, wo sich gerade die Kirchenbücher und andere interessante Akten zur jetzigen Zeit befinden. Eine solche neue große Kirchgemeinde ist das Kirchspiel Kohren-Sahlis. In ihm sind die ehemaligen Parochien Altmörbitz, Bocka, Gnandstein, Kohren-Sahlis und Rüdigdorf im Laufe verschiedener Zeiten aufgegangen. In diesem Kirchspiel gibt es jedoch eine Besonderheit: Die ehemalige Parochie Bocka mit dem eingepfarrten Dorf Pöppschen liegt im Landkreis Altenburger Land und damit in Thüringen. Über die historischen Ursachen für diese komplizierte Situation soll an dieser Stelle nicht geschrieben werden. Es geht uns hier zum einen um den Fakt und zum anderen um den interessanten Inhalt der ehemaligen Pfarrarchive, die jetzt im Archiv des Kirchspiels Kohren-Sahlis zusammengefasst sind. Außer den Kirchenbüchern (Tauf-, Trau- und Beerdigungsregistern) besitzt das Archiv des Kirchspiels noch weitere interessante Akten, aus denen man zur Personen-, Familien- und Ortsgeschichtegeschichte viel entnehmen kann. Aus dem ehemaligen Pfarrarchiv Bocka sind Kirchrechnungen in verschiedenen Bänden von 1572 bis 1688, von 1653 bis 1738, von 1738 bis 1767, 1767 bis 1798, 1798 bis 1840, 1807 bis 1877, 1841 bis 1873 und 1850 bis 1890 vorhanden. Über verschiedene Bauerngüter hatte der Bockaer Pfarrer das Lehnrecht. Das vorhandene Lehnbuch hat Einträge über Lehen von 1675 bis 1846 verzeichnet. Damit im Zusammenhang und auch mit der Ablösung der Frondienste stehen die Akten Lehnsachen von 1836 bis 1851, Ablösung der Acker- und Handfron 1843 bis 1845, Hutungs- und Lehngeldablösung von 1849 bis 1856 (Hutungsablösung beim Rittergut Wolftitz 1849, „Ablösungssachen der pfarrfronpflichtigen Einwohner“ von 1825, Lehngeldablösung bei „Melchior Etzold und Genossen“) sowie Kirchlehn und Kirchschullehn von 1855 bis 1934 (Ablösungsvertrag zwischen Kirchlehn und verschied. Eigentümern 1855). Im Bestand des Bockaer Pfarrarchivs befindet sich auch ein sogenanntes Familienbuch. Es enthält verschiedene Eintragungen über einzelne „Familien“ von 1684, 1840 und 1920. Es ist nicht mit einem nach Familien verkarteten Kirchenbuch oder mit einem Ortsfamilienbuch zu verwechseln. Zur Vervollständigung der Personendaten von in Bocka ansässigen (lebenden) Personen können die Stuhlregister dienen. Im Archiv befinden sich ein „Register der gelösten Kirchenstühle“ von 1773 bis 1836, ein „Register der gelösten Kirchenstühle“ von 1840 bis 1890 und ein Verzeichnis der „Kirchenstühle“ von 1843 bis 1891. An weiteren Registern befinden sich im Archiv ein „Beichteregister“ von 1823 bis 1874, ein „Kollektenbuch“ von 1812 bis 1904, „Abkündigungsbücher“ von 1837 bis 1908 (1973) und ein „Konfirmandenbuch“ von 1837 bis 1875. Des weiteren findet man verschiedene „Zeugnisse“ über Aufgebote, Trauungen, Scheidungen, Anerkennung unehelicher Kinder und Heimatsachen. Diese Zeugnisse sind bis 1875 einsehbar. Über einen noch besseren Aktenbestand verfügt das Archiv der ehemaligen Parochie Altmörbitz. Sie war bis 1917 selbständig. Danach kam sie zur Parochie Gnandstein und mit dieser 1998 zum Kirchspiel Kohren-Sahlis. Nach Altmörbitz war kein weiteres Dorf gepfarrt. Neben den Kirchenbüchern, Begräbnisbuch seit 1564, Traubuch seit 1565 und Taufbuch seit 1570, ist das Lehnbuch wohl das wichtigste Dokument für Familienforscher und Genealogen. Es verzeichnet den Besitzwechsel der Güter zwischen 1590 und 1828, über welche die Pfarre Altmörbitz die Lehnhoheit hatte. Dabei geht es um Bauern aus den Orten Altmörbitz, Meusdorf, Neuenmörbitz, Obergräfenhain, Schömbach und Wiesebach. Das betrifft also Bauerngüter, die politisch zu einem anderen Landkreis bzw. zu einem anderen Land, dem Herzogtum Altenburg gehörten. Aus dem Jahre 1574 befindet sich ein Matrikel, indem alle damaligen Altmörbitzer Bauern aufgeführt sind, im Pfarrarchiv. Des weiteren sind verschiedene Fronsachen und die Stuhlregister für den Familienforscher interessant. Eine Steuerliste aus dem Jahre 1688 verzeichnet die steuerpflichtigen Einwohner. Über verschiedene Pfarrer und Schulmeister sind ebenfalls teilweise umfangreiche Akten vorhanden, so dass einige Stationen von deren Leben nachgezeichnet werden können. Ein Brandversicherungskataster aus dem Jahre 1798 bezeichnet die Besitzer dieses Jahres mit ihren Hausnummern (Brandkatasternummern). Pachtverträge aus dem 19. Jh. und Beichtregister aus dieser Zeit geben weitere Auskunft über Personen. Ebenso zahlreich wie die Akten mit Personendaten in Altmörbitz sind die Akten der Parochie Gnandstein. Die Gnandsteiner Kirchenbücher beginnen 1570 mit dem Taufregister und lückenhaft mit dem Beerdigungsregister. Das Trauregister beginnt erst 1609. Zwischen 1570 und 1669 sind die taufen, Trauungen und Beerdigungen in einem Band vereinigt. Danach sind jeweils getrennte Bände vorhanden. Zwischen 1738 und 1752 fehlen die Beerdigungseinträge. Die folgenden Einträge scheinen lückenlos zu sein. In verschiedenen Pfarrmatrikeln werden die Bauern von Gnandstein, Dolsenhain und Wüstenhain genannt. Eine Akte „Abgabenregister“ zwischen 1598 und 1857 verzeichnet zahlreiche Personen in Fronsachen und in Ablösungsangelegenheiten. Stuhlregister seit 1760 und Kollektenbücher seit 1771 sind mit zahlreichen Personendaten versehen. Abkündigungsbücher verdichten die Personendaten seit 1801. Seit 1830 sind verschiedene Beichtbücher überliefert. Seit 1835 gibt es ein Konfirmandenregister. Außerdem sind zahlreiche Akten über die Ablösungen der Fronen vorhanden. Brotregister, Heimatscheine und „vorstandesamtliche“ Unterlagen verdichten die Personengeschichte im 19. Jh. Die Akten der Parochien Rüdigsdorf und Kohren sollen zu einem späteren Zeitpunkt an dieser Stelle beschrieben werden.

Gert Schreiber